Kronprinz Wilhelm war der erste Sohn des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. (1859-1941) und somit der Erbe derdeutschen Kaiser- und der preußischen Königskrone. Geboren am 6. Mai 1882, stand er zeitlebens im Schatten seinesVaters, der das deutsche Kaiserreich wie kaum ein anderer Monarch vor ihm prägte, ja der geradezu seine Symbolfigur war. Das Verhältnis des Kronprinzen zu diesem seinem Vater war andauernd gespannt, da der Kronprinz stets bemüht war, die Fesseln des preußischen Staats- und Gesellschaftslebens abzustreifen und sich individuelle Freiheiten zu verschaffen.
Kronprinz Wilhelm genoss eine vielseitige und gründliche Erziehung, in der allerdings ganz in der Tradition des Hauses Hohenzollern das Militärische im Vordergrund stand und der eigenen Persönlichkeit wenig Raum gelassen wurde. Danach genoss er ein Universitätsstudium in Bonn, währenddessen er intensiven Kontakt außerhalb aristokratischer Kreise in den oberen bürgerlichen Schichten suchte. Anschließend arbeitete er in verschiedenen Ministerien des Reiches und war Oberbefehlshaber einer Armee, im 1. Weltkrieg einer Armeegruppe. Zeitgenossen beschreiben ihn als eine liebenswerte Persönlichkeit, die ihre jugendliche Art bis weit in die Erwachsenenjahre bewahrt haben soll. Im Gegensatz zu seinem Vater soll Kronprinz Wilhelm keineswegs überheblich gewesen sein, sondern trotz sicherem Auftreten bescheiden, wobei er durch sein ungeziertes, natürliches Wesen schnell Sympathien gewann. Sein erster öffentlicher Auftritt war seine Mündigkeitserklärung am 6. Mai 1900. In den folgenden Jahren besuchte er verschiedene befreundete europäische Fürstenhöfe. Am 6. Mai 1905 heiratete er Prinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin, mit der er sechs Kinder hatte. Nach ihr ist das Schloss Cecilienhof im Neuen Garten zu Potsdam benannt, in dem das Thronfolgerpaar von 1917 bis 1918 und von 1926 bis 1945 lebte. Hier wurde nach dem Ende des 2. Weltkriegs durch das Potsdamer Abkommen der Alliierten die deutsche Teilung besiegelt.
Schon früh entdeckte Kronprinz Wilhelm sein reges Interesse an politischen Zusammenhängen. Seine Vorliebe galt der Außenpolitik, insbesondere den Beziehungen Deutschlands zu den anderen Großmächten, denn er befürchtete eine zunehmende Isolierung des Reiches im europäischen Mächtesystem. Besonders bemüht war er um gute Beziehungen zu England, dessen König Edward VII. sein Großonkel war, den allerdings mit dem Kaiser nur eine tiefe persönliche Abneigung verband. Innenpolitisch entwickelte sich Kronprinz Wilhelm zu einem Kritiker des kaiserlichen Regierungssystems, das seiner Meinung nach Kaiser und Volk entzweite und voneinander entfremdete. Auch den Einfluss des Militärs auf den Kaiser konnte er nicht gutheißen. So versuchte er stets Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen, den ihm der Kaiser und seine Regierung jedoch dauerhaft vorenthielten.
Mit dem Ende des 1. Weltkriegs wurde Kronprinz Wilhelm zeitgleich mit der Abdankung des Kaisers zum Thronverzicht gezwungen und in die Verbannung nach Holland geschickt, aus der er 1923 zurückkehrte. Eine politische Rolle spielte er anschließend nur noch in reaktionär-nationalistischen Bestrebungen zur Restauration des Kaisertums, die aber bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ihr Ende fanden. Kronprinz Wilhelm starb als zuletzt verarmte Privatperson am 20. Juli 1951 zu Füßen der Burg Hohenzollern, dem Stammschloss seines Geschlechts bei Hechingen. Hier befindet sich auch seine (öffentlich allerdings nicht zugängliche) letzte Ruhestätte.